Donnerstag, 6. September 2007

Pavarotti

Gestern ist Pavarotti gestorben. Pavarotti! Der Mann ist eine Legende. Schon seit mindestens 50 Jahren. Okay, er wurde 71, das ist nicht wirklich schlecht, für jemanden, der angeblich drei Portionen Pasta zum Frühstück und das Dreifache zum Mittag reinfuhr. Aber andererseits, der Mann war wirklich einmalig. Nessun dorma', wer könnte da mithalten! Darf so jemand überhaupt sterben?

Ich sehe sein Gesicht in den Nachrufbildern im Fernsehen und habe ein seltsames Gefühl. Unwirklich? Ungläubig? Traurigkeit?

Wenn jemand vom Kaliber eines Pavarottis stirbt, mit diesem Talent – dann ist Talent auch nur eine Zeiterscheinung; ist dann die Kunst, die daraus entsteht, auch nur eine Zeiterscheinung? Nein, es gibt ja Konserven, CDs, Platten, MP3s, Rettung für die Ewigkeit.

Okay, bei Bildern mag das stimmen, bei Skulpturen oder Literatur. Auch bei Musik?

Musik hat vier Dimensionen, die Vierte ist die Zeit die wir mit ihr verbringen. Sie entwickelt sich durch unsere Ohren in unsrem Hören Stück für Stück, Sekunde für Minute für Stunde. Eine Aufnahme hält sie an, wie ein Schnappschuss. Die Zeit bleibt stehen. Die Musik auch. Wir können sie uns zwar immer wieder anhören, aber sie wird uns niemals mehr überraschen.

Pavarotti. Ich gucke in dies Gesicht und spüre etwas: Bewunderung, Neid, Bedauern, Mitleid. Hatte er ein schönes Leben? Wollte er das alles? Hatte er Freunde, obwohl er weltberühmt war. Popelte er in der Nase?

Was ist jetzt mit der Lücke, die entsteht, wenn so einer geht. Gibt es die überhaupt? Oder haben wir uns bloß aus Faulheit nie dafür interessiert, ob es nicht schon Nachfolger gibt, solange es ihn gab? Wie viele Lücken gab es wohl in der Geschichte, die wir heute absolut nicht mehr spüren, von der wir definitiv nichts mehr wissen. Caruso – vermisst den jemand, oder Mario Lanza? Wahrscheinlich sterben die Vermisser mit den Idolen.

Darüber muss ich mal richtig nachdenken…